Arealentwicklung Klybeckplus, Basel
Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt, Rhystadt AG und Swiss Life AG
seit
2016
2021
Heike Oldörp und Theres Wernli, Stadtteilsekretariat Kleinbasel, Basel
Fritz Rösli, Angela Nigg und Christoph Wüthrich, KLÿCK Quartierarbeit Klybeck-Kleinhüningen, Basel
Martina Vogel und Corinne Fritschi, comm.versa GmbH – Agentur für Kommunikation, Basel
Stephan Feldhaus, Feldhaus & Partner GmbH, Basel
Jörg Sovinz, Livestream und Film, Dielsdorf
Michael Roth und Marius Slawik, Diener & Diener Architekten, Basel
Martina Badertscher und Martin Küng, EBP Schweiz AG, Zürich
Aus dem 30 Hektar grossen Industrieareal Klybeck in Basel soll ein Stadtteil für alle werden. Daran arbeiten der Kanton Basel-Stadt und die Grundeigentümerschaften seit 2016. Wir konzipierten, organisierten und moderierten von 2016 bis 2021 die öffentlichen Beteiligungsveranstaltungen im Auftrag der drei Planungspartner und werteten die Ergebnisse aus. Die Veranstaltungen von 2017 und 2018 konzentrierten sich auf die öffentliche Beteiligung an der Testplanung und am städtebaulichen Konzept. 2021 stand das Städtebauliche Leitbild, respektive das dazugehörige Richtprojekt mit Angaben zu Städtebau, Freiraum und Nutzungsverteilung im Mittelpunkt der gemeinsamen Diskussionen mit der Bevölkerung.
Auf dem Industrieareal Klybeck soll Wohnraum für bis zu 10 000 neue Einwohner:innen und Platz für 6 000 Arbeitsplätze entstehen. Angestrebt wird ein Stadtteil mit einer hohen baulichen Dichte von circa 3.0, ideal als Arbeitsort und zum Wohnen, mit grossen Frei- und Grünräumen, Strassen zum Flanieren, Platz für kleine und grosse Geschäfte, Raum für Gewerbe und Produktionsbetriebe, attraktiven Schularealen, Stadt- und Quartiereinrichtungen. Die Entwicklungen im ehemaligen Industrieareal Klybeck haben nicht nur Auswirkungen auf das Quartier. Sie betreffen ganz Basel.
An den vier Workshops 2017 und 2018 haben sich jeweils 100 bis 150 Personen beteiligt. Für die öffentliche Beteiligung im Jahr 2021 haben wir die Workshop- und Dialog-Angebote ausgebaut und die Formate neuen Zielgruppen angepasst. Wir haben folgende Formate entworfen und umgesetzt: digitale Informationsveranstaltungen (YouTube-Live-Stream und Gruppenarbeiten per Zoom), Dialogveranstaltungen mit Zielgruppen wie Jugend, Migrant:innen, Gewerbe sowie öffentliche Grossgruppen-Workshops mit Arealführung und eine umfassende Online-Befragung zum Richtprojekt. Über 400 Personen beteiligten sich im Juni 2021 an den verschiedenen Dialog- und Beteiligungsformaten. Sie beantworteten alle dieselben Fragen: Wie wird der Stand der planerischen Überlegungen beurteilt? Überzeugt das Richtprojekt? Was fehlt und was ist für die weitere Entwicklung des neuen Quartiers zu beachten? Alle Rückmeldungen wurden von uns ausgewertet und in einem umfangreichen Bericht zusammengestellt. Die Ergebnisse sollen in die Arbeiten zum Städtebaulichen Leitbild und in die nächsten Projektschritte einfliessen. Das Leitbild soll 2022 vorliegen.
Und so sah das konkret aus: Mittwochnachmittag, ein schöner Frühsommertag in Kleinhüningen, Basel. Zwölf Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahre, alle wohnhaft im Quartier, diskutierten im Jugendhaus «Chill out» während drei Stunden die Inhalte des Projekts klybeckplus. Angeregt durch die Planmaterialien sagten sie, was ihnen auffällt, was sie am Projekt gut finden und was nicht. Den Jugendlichen wurde bewusst, dass klybeckplus «ihr» Quartier in den nächsten Jahren grundlegend verändern wird. Den drei Planungspartnern war es von Anfang an wichtig, dass die Diskussion des städtebaulichen Leitbildes mit der Basler Bevölkerung erfolgt. Alle, die sich dafür interessieren, sollen sich am Diskurs beteiligen können. Bekanntlich bringen sich bei vergleichbaren Planungsprozessen sehr oft Personen und Gruppen ein, die bereits einen thematischen Bezug zum Vorhaben haben und auch gewohnt sind, ihre Meinung vor anderen kundzutun. Bei klybeckplus sollten sich hingegen auch Personen einbringen, deren Perspektive bislang fehlten und die sich kaum bei partizipativen Städtebaudiskussionen beteiligen. So wurde festgelegt, dass neben den öffentlichen Beteiligungsformaten und der Online-Befragung auch zielgruppenspezifische Dialoggruppen aufgebaut werden.
Schnell wurde uns klar, dass innerhalb der dazu zur Verfügung stehenden Zeit und Möglichkeiten die Arbeit mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, also Personen, die mit der Zielgruppe gut vernetzt und vertraut sind, zentral ist. Für eine solche zeitintensive Tätigkeit ist ein an der Gemeinwesenarbeit orientiertes Vorgehen unabdingbar. Ohne persönliche Kontakte, Beziehungspflege und gegenseitiges Vertrauen gelingt die Ansprache von Personengruppen, die sonst kaum an regulären Partizipationsmöglichkeiten in Planungsprozessen vertreten sind, nicht. Wenn man die Potenziale eines Sozialraums erkennen und mit allen Betroffenen die drängenden Fragen zum heutigen und künftigen Zusammenleben in einer dichten Stadt beantworten will, führt kein Weg an der Zusammenarbeit mit lokalen Multiplikatorinnen oder Multiplikatoren vorbei.
Alle Fotos klybeckplus © Bruno Caflisch, Riehen